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Normandina pulchella

Normandina pulchella

Das Hamsteröhrchen (Normandina pulchella) ist eine unverkennbare Flechte mit sehr kleinen Lagerläppchen, die zunehmend in leicht beschatteten, luftfeuchten Biotopen an zahlreichen Baumarten gefunden wird.

Verbreitungskarte von Normandina pulchella

Aktuelle Verbreitungskarte von Normandina pulchella auf Ebene von Quadranten der Messtischblätter 1:25.000

Uwe de Bruyn hatte diese Art trotz sorgfältiger Kartierung der Gebiete, in denen sie heute zu finden ist, Ende der 1990er Jahre (DE BRUYN 2000) und bei regelmäßigen Erfassungen bis 2014 in der Region nicht nachgewiesen. Es kann deshalb als sicher gelten, dass sie auch nicht vorkam oder allenfalls extrem selten auftrat. Im April 2016 wurde das erste kleine Lager an einer Weide in der Gemeinde Ihlow (Landkreis Aurich) gefunden. Seitdem ist sie von drei Nordseeinseln und aus zahlreichen Wäldern und Gebüschen auf dem Festland bekannt. Über ähnliche Entwicklungen wird aus anderen Untersuchungsgebieten, so den benachbarten Niederlanden (SPARRIUS et al. 2013) berichtet. Eine derartig schnelle Ausbreitung einer Art erscheint bisher beispiellos.

Quellen:

Alyxoria viridipruinosa

Alyxoria viridipruinosa

Die Limonen-Zeichenflechte (Alyxoria viridipruinosa) ist bei guter Ausprägung an der typischen Bereifung der Fruchtkörper und der Gelbfärbung des Lagers zu erkennen.

Verbreitungskarte von Alyxoria viridipruinosa

Aktuelle Verbreitungskarte von Alyxoria viridipruinosa auf Ebene von Quadranten der Messtischblätter 1:25.000

Alyxoria viridipruinosa (Coppins & Yahr) Ertz, anderer Name Opegrapha viridipruinosa B.J.Coppins & R.Yahr, die rindenbewohnende (epiphytische) Limonen-Zeichenflechte wurde erst 2011 in Großbritannien als neue Art beschrieben (Lumbsch et al. 2011). Kurz danach wurde über Funde aus den benachbarten Niederlanden berichtet (Timmermann & Aptroot 2012). Demnach ist die Art in Großbritannien erst in einem Herbarbeleg von 1991 und in den Niederlanden erst in Herbarbelegen ab 1999 aufgetaucht. Schließlich veröffentlichten Schiefelbein et al. (2014) die Art als neu für Deutschland. Die Funde gelangen dem bekannten und leider früh verstorbenen norddeutschen Flechtenkundler Uwe de Bruyn in den Jahren 2012 und 2014 in Ostfriesland (Landkreis Aurich, Naturraum Ostfriesische Geest, TK 2509/2, 2510/2 und 2511/1). Die Art ist daher auch nicht in den aktuellen Roten Listen und Artenverzeichnissen für Niedersachsen und Deutschland (Hauck & De Bruyn 2010, Wirth et al. 2010) und auch nicht in der aktuellen Flechtenflora Deutschlands (Wirth et al. 2013) verzeichnet.

Wie bei allen Zeichenflechten ist der Algenpartner (Photobiont) der Flechte aus der Gattung Trentepohlia. Zahlreiche Flechten mit Trentepohlia-Algen breiten sich derzeit rasch in Europa in der Regel von Südwesten kommend in Richtung Nordosten aus, was vielfach mit dem Klimawandel (globale Erwärmung) in Zusammenhang gebracht wird (Aptroot & van Herk 2007, van den Broeck 2010, Hauck et al. 2013). Die Einwanderung und rasche Ausbreitung von Alyxoria viridipruinosa kann als gutes Beispiel für die Auswirkungen des ökologischen Wandels gelten.

Wie die Verbreitungskarte zeigt, gelangen in den zurückliegenden sechs Jahren zahlreiche weitere Funde in Nordwestniedersachsen zwischen Ems und Weser, sowohl im Naturraum Geest als auch in der Marsch und auf einer Insel. Die Art ist damit sicher regional etabliert und offenbar weiter in Ausbreitung. Besiedelt wird die Rinde verschiedener Baumarten, meist im Stammbereich jüngerer Bäume (40 Jahre und jünger). Gefunden wurde sie schon an Aesculus hippocastanum, Acer pseudoplatanus, Carpinus betulus, Fraxinus excelsior, Populus tremula, anderen Populus-Arten (einschließlich Balsampappeln) bzw. deren Hybriden, Quercus robur, Ulmus, Salix alba, Salix x rubens, Sorbus und Tilia. In den Marschen bestehen gute Chancen, die Art zu finden, wenn man boden- und luftfeuchte Weiden und Pappelgehölze aufsucht, die häufig sehr eutroph sind (mit viel Urtica dioica im Unterwuchs). Dort wächst sie gern am Rande der Gehölze oder in lichten Bereichen. Regelmäßige Begleiter sind dort Flechtenarten wie Pseudoschimatomma (Opegrapha) rufescens und Anisomeridium poypori, welche ebenfalls Trentepohlia-Flechten sind und sich in den letzten Jahren stark ausgebreitet haben.

Die Art ist nah verwandt mit Alyxoria (Opegrapha) varia , unterscheidet sich von dieser jedoch durch die auffälligen Gelbtöne des Lagers wie auch durch den gelben Reif auf den Apothecien; Apothecien und Sporen sind außerdem kleiner als bei Alyxoria varia. Es ist von daher wenig wahrscheinlich (aber auch nicht vollends auszuschließen), dass sie in früheren Zeiten von Flechtenkundlern übersehen wurde. Den aktiven Kartierenden der Flechtenkundlichen Arbeitsgemeinschaft Nordwestdeutschland ist sie früher jedenfalls nicht begegnet und von daher, im Unterschied zu Alyxoria varia, auch nicht gesammelt worden.

Quellen:

Die Darstellung wird fortgesetzt. Die letzte Ergänzung ist am 02.12.2020 erfolgt.